Wieder wird an der Stiftsschule das anspruchsvolle Schulquiz unter interessierten Schülern und in ganzen Familien über die Weihnachtsferien gespielt. Es winken kleine Geldpreise, die sich aus den minimalen Gebühren für die Fragen finanzieren. Aber aus eigener Erfahrung können wir sagen, dass vor allem die Befriedigung zählt, unter Umständen über Tage und viele Ecken und vielleicht im Teamwork erdacht, wirklich eine Lösung gefunden zu haben! Außerdem lernt man links und rechts so nebenbei noch unglaublich viel dazu…

Alle Ehemaligen und Freunde, die sich der Stiftsschule verbunden fühlen, sind wie im letzten Jahr herzlich zur Teilnahme am Schulquiz eingeladen.

Bitte wendet Euch an unsere eMail-Adresse info@amoeneburgia.de

Wir leiten diese Anfragen direkt an die langjährigen Autoren des Schulquizes, Tobias Brandt und Reinhardt Forst, gerne weiter. Die kleine Gebühr von 1 EUR wird den Ehemaligen bei einem eventuellen Gewinn von diesem abgezogen.

Abgabe der Lösungen spätestens am 19.01. um 13.00 Uhr bei Tobias Brandt oder Reinhard Forst.

Als Beispiel eine Originalfrage aus dem Schulquiz 2015

Frage: Albatross ohne Argusaugen     

Noch am Anfang des 18. Jahrhunderts kursierte ein satirischer Seitenhieb auf die Ungenauigkeiten zeitgenössischer geographischer Darstellungen. Sie würden Ausschmückungen mit Elefanten vornehmen  statt die genaue Lage von Städten einzuzeichnen. Doch einige Jahrzehnte danach hatte sich wissenschaftliches Kartographieren bereits international durchgesetzt. Unbekannte Gebiete ließ man frei und regte so die Phantasie von Forschern und Schatzjägern an. Zahllose Expeditionen brachten manch neue Erkenntnis. Eine allerdings machte auf besondere Weise Furore. Basierend auf einem schriftlichen Reisebericht interpretierte ein anerkannter Kartograph die Beschreibung zweier Berge aus ganz bestimmtem Grund als eine Bergkette, die schon bald darauf in allen Atlanten verzeichnet wurde. Mindestens vier Expeditionen trugen neue Einzelheiten über ihre Ausdehnung, ihre metallurgische Beschaffenheit und sogar ihre Höhe bei. Merkwürdig war nur, dass einheimische Führer aus dem Gebiet, das der Bergkette seinen Namen geliehen hatte, diese Berge nicht auffinden konnten. Erst fast 100 Jahre später konnte ein Offizier in einem Vortrag die Lösung bekanntgeben: die Bergkette hatte nie existiert!

-> In welchem Werk ist die Bergkette erstmals verzeichnet?

und ihre Lösung….

Nachdem die Vereinigten Staaten selbständig geworden waren, suchte Großbritannien nach Kolonien und Handelsmöglichkeiten in Afrika. Die African Association stellte sich einerseits die Aufgabe, die Erforschung der inneren Gebiete Afrikas, speziell Westafrikas, zu fördern. Das Wissensinteresse verband sich andererseits mit kommerziellen Überlegungen. Besonders interessiert war man, den Verlauf des Niger kennen zu lernen. Mit dieser Gesellschaft kam der 1771 geborene Schotte Mungo Park in Kontakt, nachdem er 1793 an einer Fahrt nach Sumatra teilgenommen hatte. Die Tropenerfahrung, seine medizinische Ausbildung und sein botanisches Interesse schienen der African Association gute Voraussetzungen zu sein, ihm ein Angebot zu einer Expedition zur Erkundung des Niger zu machen. Eine Mischung aus Neugierde, dem Wunsch nach Ruhm und Anerkennung, Können, Mut und wohl auch finanzielle Überlegungen bewogen ihn, dieses Unternehmen zu versuchen. Juni 1795 ging er am Gambia-Fluss, nach dem der heutige gleichnamige Staat benannt ist, an Land. Einige Tagesreisen landeinwärts verbrachte er fünf Monate bei einem Sklavenhändler, vor allem um das Ende der Regenzeit abzuwarten und sich gleichzeitig auf seine Unternehmung vorzubereiten. Zwei Diener des Sklavenhändlers begleiteten ihn. In der ersten Phase schlossen sie sich mit einer Gruppe von vier weiteren Personen zusammen. Park geriet mit seinen beiden Begleitern in die Gefangenschaft von Mauren (islamischen Berbern). Er konnte fliehen und schlug sich bis zum Niger durch, den er am 21.7.1796 erreichte. Ein Stück weit folgte er dem Niger, musste aber dann umkehren. Bei einem muslimischen Sklavenhändler verbrachte er die Regenzeit und kam mit dessen Karawane Juni 1797 wieder an der Mündung des Gambia-Flusses an.

1804 war es die britische Regierung, die Mungo Park das Angebot einer weiteren Expedition zum Niger machte. Diesmal sollte die Expedition im Rahmen einer Karawane stattfinden. Mungo Park geriet in die Regenzeit. Vor dem Erreichen des Niger hatte die Mehrzahl der Expeditionsteilnehmer das Leben verloren. Trotzdem ließ Park ein Boot bauen und wollte den Niger bis zu seiner Mündung befahren. Der letzte zurückkehrende Begleiter nahm von Sansanding, wo der Niger noch nach Nordosten floss, einen Bericht über die bisherige Unternehmung und einen Brief an Parks Frau mit. Park kam auf dem Niger um. Die genauen Umstände sind ungeklärt. Aber zu diesem Zeitpunkt war ihm schon klar, dass der Niger, südlich in den Golf von Afrika münden würde.

Der Bericht über die erste Reise erschien unter dem Titel: Mungo Park, Travels in the interior Districts of Africa. With an appendix, containing geographical Illustrations of Africa by Major Rennell, London 1799.

In diesem verzeichnete der ehemalige Offizier und spätere Wissenschaftler James Rennell einen unbenannten Gebirgszug quer durch Afrika, der mit den Erkenntnissen von Parks Reise nichts zu tun hatte. Über die Gründe, die für die Einzeichnung dieses Gebirgszugs angegeben werden, kann man nur Vermutungen anstellen. 1732 lästerte jedenfalls der Ire Jonathan Swift noch:

So geographers, in Afric maps,  

with savage pictures fill their gaps. 

And o’er uninhabitable downs  

place elephants for want of towns. 

In Afrika-Karten klaffen Lücken,

da muss ein Geograf halt schmücken.

Wo öd` und menschenleer das Land,

prangt statt `ner Stadt ein Elefant. 

(Übersetzt von  F. Pflüger)

Schon bald erhielt der erfundene Gebirgszug den Namen (Mountains of) Kong, so auf der Afrika-Karte von Aaron Arrowsmith aus dem Jahre 1802. 

Afrika-Karte von John Cary

Karte von John Cary, 1805: Das Kong-Gebirge teilt ganz Afrika!

Am 20.2.1888 erreichte der Franzose Louis-Gustave Binger den Ort Kong und stellte fest, dass es diesen Gebirgszug gar nicht gab. Bis dahin und sogar noch einige Jahre darüber hinaus hielt sich dieses Phantasiegebirge allerdings in wissenschaftlichen Werken.

Selbst Jules Verne ist diesen Beschreibungen auf „den Leim“ gegangen. Denn in seinem Werk „Robur, der Sieger“, schreibt er: „Am Morgen des 11. überschritt der »Albatros« die Berge des nördlichen Guinea zwischen dem Sudan und dem Golf, der dessen Namen trägt. Am Horizont erhoben sich schon in undeutlicher Linie die Kong-Berge des Königreichs Dahomey.“ (Albatross ohne Argusaugen!) 

Mit dieser Frage soll nicht nur die Aufmerksamkeit auf einen kuriosen Vorgang und einen bedeutenden Afrika-Forscher gerichtet werden. Die Geschichte der Kong-Berge macht auch deutlich, dass man gegenüber Angaben skeptisch sein soll, selbst wenn sie lange Zeit kursieren und als Fakten gelten. Der hohe Eisengehalt des Spinats oder die entwässernde Wirkung von Kaffee sind weitere Beispiele für die „Nachhaltigkeit“ von falschen Tatsachen…