Ende der 60er Jahre, als ich zur Stiftsschule gestoßen war, gab es dort gerade 300 Schüler/innen. Die Schule war sehr familiär und jeder kannte jeden. Zu dieser Zeit gab es nur ein Schulgebäude mit morgens nur einem geöffneten Schuleingang. Dort war es guter Brauch, dass Herr Oberstudienrat Wachs, ein menschlich wie pädagogisch allseits sehr beliebter Lehrer, jeden Schüler, meist sogar mit Namen, persönlich begrüßte. Ich erinnere mich nicht an einen Tag, an dem er nicht dort gestanden hätte. Die gewünschte unumgänglich korrekte Erwiderng auf diesen Gruß lautete:
„Guten Morgen Herr Oberstudienrat“.
Nun wussten dies die älteren Schüler sehr wohl, nicht hingegen die Sextaner am ersten Morgen. So erfolgte auf den Gruß von Herrn Wachs meist nur eine müdes „mooiin“. Die Sextaner wurden zurückgerufen und erhielten den Auftrag „Geht mal zu der Oberprima und lasst euch sagen, wie man mich begrüßt“. Jedoch gerieten die Sextaner, die unverzüglich die Oberprima aufgesucht hatten, an einen Spassvogel. Dieser antwortete den Sextanern nur „ja, ja, das ist der Wacker“. Dies war der keinesfalls despektierlich gemeinte Spitzname von Hern Wachs.
Was jetzt geschah, wird die Leserschaft sicher ahnen.
Mit stolz geschwellter Brust kam am nächsten Morgen der Gruß „guten Morgen Herr Wacker“.