Die Verlängerung der kulturellen Zwangspause war noch gar nicht verkündet, da hatte die Deutsche Philharmonie Merck ihre Dezemberkonzerte schon gestrichen. Im besten Falle hätte Intendant Stefan Reinhardt kaum mehr als eine Handvoll Zuhörer empfangen können, zu wenige für die barocken Adventskonzerte und auch die besondere kammermusikalische Fassung des Weihnachtsoratoriums mit dem Ensemble Amarcord. „Schweren Herzens“ habe er sich zur Absage entschlossen, und wer Reinhardt kennt, weiß, dass das keine leicht dahingesagte Floskel ist. Der Intendant lebt und leidet mit seinen Musikern, er teilt mit ihnen die Erfolge und nun auch die Zwangspause, die für viele der freiberuflichen Orchestermitglieder eine bittere Zeit bedeutet.
Immer wieder wird Reinhardt gefragt, wann das Orchester wieder spielt. Jetzt hat er eine Antwort: ab 1. Dezember, und zwar täglich bis Heiligabend. Das Orchester hat einen musikalischen Adventskalender per Video vorbereitet, begleitet von guten Wünschen, die Chefdirigent Ben Palmer in einer Videobotschaft aus England gesandt hat. „Wir wollen weiter für unser Publikum da sein“, sagt Reinhardt, „ein wenig Freude in diese triste Zeit bringen und den Menschen an jedem Morgen vielleicht einen Moment der Ruhe bescheren.“ 

110 Musiker sind zusammengekommen 

Ruhe heißt allerdings nicht Stille. Ganz im Gegenteil: Auf sehr unterschiedliche Weise haben sich die Mitglieder des Spitzenorchesters an der Aktion beteiligt. Mal sind sie solistisch zu hören, mal haben sie sich kammermusikalische Verstärkung in der Familie geholt. So sind musikalische Videobotschaften entstanden, von der technischen Qualität so unterschiedlich, wie es die Erfahrung und Ausrüstung der jeweiligen Zulieferer möglich macht. An der musikalischen Qualität gibt es allerdings nichts zu deuteln. 

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