Seit über zwanzig Jahren ist es Tradition der Stiftsschule, dass Geschichtsklassen der Jahrgangsstufe 10 eine Tagesexkursion zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald durchführen — selten steht die inhaltliche Notwendigkeit vor dem Hintergrund des aufkommenden und aufkeimenden Nationalismus’ und Antisemitismus’ in Deutschland so im Fokus wie in diesem Jahr. Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Hass dürfen keine Alternative für Deutschland werden.

Dass auch die »Amöneburgia« das so einschätzt und diese auch aus ihrer Sicht »wertvolle Initiative« großzügig unterstützt hat, freut uns als begleitende Lehrer der Klassen 10b und 10d natürlich um so mehr.

Am 05. Dezember 2023 haben die Klassen 10 b und 10d der Stiftsschule, bei zunächst widrigen Witterungsbedingungen, die Gedenkstätte besichtigt, um so auch ein haptisches Gefühl der Kälte dieses Ortes des Grauens zu erfahren. Die Exkursion ist im Geschichtsunterricht der Klassen inhaltlich vorbereitet worden, so dass den Schüler:innen das Schreckenssystem der NS-Diktatur und die Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten und Regimegegnern vertraut gewesen ist, bevor sie das ehemalige Konzentrationslager betreten hat.

Leider war es nicht möglich gewesen, eine organisierte Führung durch das Gelände des Konzentrationslagers zu erhalten, sodass die Schüler:innen im Vorfeld bereits auf ihren Smartphones die App der Gedenkstätte als Audioguide heruntergeladen hatten, und | oder die Erläuterungen der beiden begleitenden Lehrkräfte verfolgt haben; zusätzliche Fragen interessierter Schüler:innen konnten so beantwortet werden.

Den Abschluss der Begehung des Geländes bildete eine ca. einstündige Besichtigung der »Effektenkammer« der Gedenkstätte, in der zahlreiche Objekte und Zeugnisse der Lagergeschichte für die Schüler:innen zusätzlich das Schicksal der Verfolgten und Ermordeten verdeutlicht haben; besonderes Interesse fanden die Exponate des Außenlagers des Konzentrationslagers »Münchmühle« in Stadtallendorf oder der Behringwerke, die noch einmal das Bewusstsein schärften, dass dieser Teil der deutschen Geschichte leider auch lokalgeschichtliche Relevanz hat.

Die erst 2023 verstorbene ungarische Jüdin Éva Fahidi, Ehrenbürgerin Stadtallendorfs, die von Auschwitz-Birkenau zur Zwangsarbeit in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht wurde und so als einziges Mitglied ihrer Familie den Holocaust bei der Zwangsarbeit in dem Außenlager »Münchmühle« | Allendorf überlebt hat, mahnt eindringlich:

»DIE DEMOKRATIE MÜSSEN WIR BESCHÜTZEN.
WENN ES KEINE DEMOKRATIE GIBT, IST ES NUR EIN
SCHRITT ZUM MASSENMORD.«

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Hoffentlich hat die Exkursion zur Gedenkstätte Buchenwald ein wenig dazu beigetragen, dass diese Schreckensvision Frau Fahidis nicht erneut Wirklichkeit wird.